Zwei Männer

(Textprobe)

Ausgehöhlt und ausgelaugt.
Schau, was er alles für mich tut! Blumen schenken und bekochen, Überpünktlichkeit und mit dem Auto hin- und herfahren, sogar seine Triebbefriedigung stellt er zugunsten der meinen in manchen Momenten zurück.
Aufmerksamkeit über Aufmerksamkeit über, über, über.... Ich hab´s satt!
Ich in der Rolle der Bequemen, Undankbaren, Egoistischen, und ich fühle mich schon total erdrückt. Überhäuft, angehäuft mit Zärtlichkeiten, chinesischem Essen und Bewunderung, doch auch, wie sehr ich auch versuche mich ihm mitzuteilen, unverstanden und nicht wahrgenommen, wie ein einsamer Star.
Gezwungen zur Gegenliebe. Vereinnahmt.
Außerdem fühle ich mich zur Zeit entsetzlich böse und schlecht. Habe mit dir letzte Woche sogar in seinem Futonbett, das jetzt in meiner Wohnung steht, und das er geliefert und aufgestellt und mir einfach so geschenkt hat, gefickt. Böse, böse, böse.
Dann hast du auch noch aufgebracht festgestellt: „Ach der, das ist doch alles nicht das, was du brauchst. Du brauchst jemanden, den du leidenschaftlich lieben kannst!“
Dich hab ich immer leidenschaftlich geliebt, und jetzt hab ich Angst vor dir und meiner Liebe, und doch will ich dich nicht wirklich verlieren.
Wenn wir das Ganze jetzt auch noch moralisch beurteilen würden, dann kämen wir zu folgendem Ergebnis: Er ist ein guter Mensch, und du bist ein böser. Ich in dem Bann des Bösen, durch den ich selbst böse werde. So einfach ist das.
Er klammert sich an mir fest. Seine gierigen Hände krallen sich in meinen Pullover und drücken an meinem Busen herum.
Am Anfang, da hab ich mich echt geborgen gefühlt, sicher und geschützt.
Die Garantie in der Handtasche, der - ja, der! - läuft mir nicht davon. Ein Ausgleich sozusagen. Balance schaffend. Harmonisierend.
Bei dir war es immer anders, ich nie sicher, du einmal nahe, dann wieder fern, du als Flüchtender und von deiner Besessenheit Übermannter. (...)

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